Montag, 21. Dezember 2009

Sensationeller Säbelzahntiger-Fund aus Südamerika














Interview mit Kees van Hooijdonk, Experte für Säbelzahnkatzen aus Rucphen in den Niederlanden und Mitautor zweier Prachtbände über Säbelzahntiger in niederländischer und englischer Sprache

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2006 wurde in El Breal de Orocual im Staat Monagas im Nordosten von Venezuela eine Teergrube (Tar Pit) mit reichem fossilen Inhalt gefunden. Als wichtigste Entdeckung gilt der Nachweis der Säbelzahnkatze Homotherium vom 24. April 2007. Diese Raubkatzenart war vorher aus Südamerika nicht bekannt.

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Säbelzahnkatzen-Fundstelle El Breal de Orocual in Venezuela

Frage: Herr van Hooijdonk, Sie waren an der wissenschaftlichen Untersuchung eines aufsehenerregenden südamerikanischen Säbelzahnkatzen-Fundes aus den Teer-Gruben von El Breal de Orocual in Venezuela beteiligt – was ist das Besondere an diesem Fund?

Antwort: Mein Beitrag an der Erforschung der Säbelzahnkatze Homotherium aus dem Nordosten von Venezuela ist sehr klein und beschränkt sich auf den Informationsaustausch über Homotherium crenatidens in Europa (vor allem Homotherium aus Senèze, Haute Loire, Frankreich, welcher in Lyon aufbewahrt wird). Ascanio Rincon, der Forschungsleiter der Untersuchungen an den Funden aus Venezuela, hat mich im Frühjahr 2008 wegen meiner Veröffentlichungen auf meiner Webseite über die Säbelzahnkatze Homotherium und die Dolchzahnkatze Megantereon aus Senèze kontaktiert. Er war besonders an diesen Raubkatzen interessiert, weil er einen Fund geborgen hatte, der mit Homotherium aus Senèze praktisch identisch ist. Später ist Ascanio selbst wegen der Forschung an Homotherium nach Lyon (Frankreich) gereist, wo das vollständige Skelett von Homotherium aus Senèze an der Universität Claude Bernard aufbewahrt wird. Im Museum Histoire Naturelle in Paris studierte er einen prächtigen Schädel von Homotherium aus Perrier (Frankreich). Das Außergewöhnliche an dem Fund aus Venezuela ist, dass es sich um den ersten Fund der Säbelzahnkatze Homotherium auf dem südamerikanischen Kontinent handelt. Diese Gattung war also viel weiter verbreitet, als man bisher wusste.

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Frage: Aus welcher Zeit stammt der Säbelzahnkatzen-Fund aus Venezuela und kennt man sein geologisches Alter in Jahren?

Antwort: Vergleichende Forschungen mit anderen Fundstellen haben gezeigt, dass die Fossilien aus Venezuela ein Alter von etwa 1,8 Millionen Jahren haben, was dem Frühen Pleistozän (Frühes Eiszeitalter) entspricht. Aber es sind noch weitere Untersuchungen nötig, um das absolute Alter festzustellen.

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Fossilien der Säbelzahnkatze Homotherium aus Venezuela

Frage: Um welche Teile des Schädels oder Skelettes handelt es sich bei dem Säbelzahnkatzen-Fund aus Venezuela?

Antwort: Zum Fundgut aus Venezuela gehören ein Schädel, sieben Kiefer, zwei Sprungbeine, ein Fersenbein, ein Oberarmknochen, ein Mittelfußknochen und einige Fingerglieder, die von mindestens sechs, vielleicht sogar sieben Säbelzahnkatzen stammen.

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Frage: Der Säbelzahnkatzen-Fund aus Venezuela wird zur Gattung Homotherium gerechnet, die aus Nordamerika, Asien, Europa, Afrika und nun aus auch Südamerika bekannt ist. Ließ sich bei diesem Fund die Größe des Tieres errechnen?

Antwort: Ich habe keine genauen Maße der Säbelzahnkatze Homotherium aus Venezuela. Aber weil sie große Ähnlichkeit mit der nordamerikanischen Art hat, glaube ich, dass Homotherium aus Venezuela die Größe eines heutigen Löwen besaß.

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Frage: Unterscheidet sich der Säbelzahnkatzen-Fund aus Venezuela von den Säbelzahntigern aus Europa, zum Beispiel aus den Niederlanden, Frankreich und Deutschland?

Antwort: Zwar gibt es einige Ähnlichkeiten mit einer nordamerikanischen Art aus dem Blancan-Zeitalter in Nebraska, aber die Schnauze der Säbelzahnkatze aus Venezuela ist etwas kürzer als üblich. Weitere Forschungen sollen klären, ob Homotherium aus Venezuela zu einer neuen Unterart gehört.

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Frage: Sind in den Teer-Gruben von El Breal de Orocual in Venezuela auch Reste von Zeitgenossen der Säbelzahnkatze Homotherium entdeckt worden?

Antwort: Die Untersuchungen an Tausenden von Fossilien im Venezolano Instituto de Investigaciones científicas (IVIC) zeigen, dass die Funde aus den Teergruben von El Bréal de Orocual zu einer reiche Tierwelt gehörten, die sogar eine Reihe von bisher in Venezuela und Südamerika unbekannten Tierarten umfasste. Die erste Mitteilung über diese Tierwelt in „The Journal of Vertebrate Paleontology“ von Ascanio Rincon und anderen Autoren im Jahre 2007 enthält eine Liste von mehr als 30 Tierarten wie Gürteltier, Säbelzahnkatze Homotherium, Dolchzahnkatze Smilodon, Wildschwein, Wildpferd, Kamel, Riesenfaultier, Nashorn-ähnliches Säugetier, Tapir, verschiedene Wasservögel, Alligatoren und Elefanten.

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Frage: Wie kam es dazu, dass Sie sich an der wissenschaftlichen Untersuchung des Säbelzahnkatzen-Fundes aus Venezuela beteiligten?

Antwort: Wie bereits gesagt, mein Beitrag war minimal und beschränkte sich auf den Austausch von Informationen. Nach der Identifizierung von Homotherium im Mai 2008 auf einer Konferenz über Säbelzahnkatzen entstand die Idee zur gemeinsamen Veröffentlichung namens „Remarkable disoveries in a Venezuelan Tar Pit“, die im Dezember 2009 publiziert wurde.

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Frage: Säbelzahnkatzen oder Säbelzahntiger, wie man sie früher nannte, gehören zu den faszinierendsten Raubtieren der Urzeit. Weiß man über das Leben dieser Raubkatzen schon alles?

Antwort: Der Mensch versteht noch keineswegs das ganze Leben. Dies gilt auch für die Katzen und Säbelzahnkatzen. Einige der noch zu lösenden Probleme sind Fragen nach Herkunft und Abstammung. Neue Technologien wie DNA-Tests fördern viele neue Ansichten über Herkunft und Abstammung. Eine andere Frage ist, wie Säbelzahnkatzen sich ernährt haben, dass heißt, wie sie ihre Beute angreifen konnten, ohne dass ihre langen Eckzähne brachen.

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Frage: Sicherlich möchten viele Leser und Leserinnen dieses Interviews noch mehr über Sie in Ihrer Eigenschaft als Säbelzahnkatzen-Experte erfahren. Gibt es eine Internetadresse, wo dies möglich ist?

Antwort: Meine Internetadresse lautet: http://www.ijstijd.net - Von dieser Webseite kann man Hyperlinks zu Fossilien und Säbelzahnkatzen folgen.

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Die Fragen für das Interview stellte der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst,
Autor der Taschenbücher „Höhlenlöwen. Raubkatzen im Eiszeitalter“ und „Säbelzahnkatzen. Von Machairodus bis zu Smilodon“.

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Literatur zum Thema Säbelzahnkatzen:

Buch "De Sabeltandtijger uit de Noordzee" (Niederländisch)
http://www.sabeltandtijger.eu/?lang=nl

Buch "The Saber-toothed Cat of the North Sea" (Englisch)
http://www.sabeltandtijger.eu/?lang=en

Buch "Säbelzahnkatzen" (Deutsch)
http://www.grin.com/e-book/127539/saebelzahnkatzen

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Weblink:
Säbelzahntiger-Blog
http://saebelzahntiger.blogspot.com